




















1990er-Jahre
Pfarreizentrum St. Antonius, Egg, 1993–95, Miroslav Šik, Daniel Studer
Wohnsiedlung Au SG, 1995, Marco Koeppel, Carlos Martinez
Hochschule für Holzwirtschaft Biel, 1994–99, Meili Peter
Wohnheim für Behinderte, Basel 1994–97, Christian Dill
1990er-Jahre
Nirgends zeigt sich die Alterung direkter als bei natürlichen Materialien wie Holz. Vor dreissig Jahren setzte der Holzbau zum Höhenflug an. Was hat sich bewährt, was nicht?
Architektur ist dem Leben ausgesetzt. Bauwerke aus Holz zeigen das exemplarisch auf, ihr Erscheinungsbild verändert sich im Lauf der Zeit erheblich. Der Einfluss von Sonne und Niederschlag lässt Holz verwittern und führt in gelungenen Fällen zu Patina. Gleichwohl kann Holz auch verrotten, steht es dauerhaft im Wasser und trocknet nie vollständig aus. Deswegen kennt der konstruktive Witterungsschutz im Holzbau eine jahrhundertelange Tradition. Verwittertes Holz, das bei Bauernhäusern und Feldscheunen ohne Weiteres akzeptiert ist, forderte unsere urbanen Sehgewohnheiten lange heraus. So litten Neubauten aus unbehandeltem Holz lange Zeit am Stigma der Hütte. Das ist heute überstanden, die Ästhetik des Holzbaus ausdifferenziert und akzeptierter Teil unserer Stadtlandschaft. In den 1990er Jahren erlebte der Holzbau einen beispiellosen Boom, mit einer breiten Rezeption selbst über Fachkreise hinaus: «Ein Material hebt ab»postulierte die Kulturzeitschrift Du im Jahr 1999.
Neben herkömmlichem Schnittholz waren es neue Holzwerkstoffe, die experimentellen Einsatz an derFassade fanden: Dreischicht- oder Sperrholzplatten. Zugleich veränderte sich die Architektursprache, sie entwickelte ein abstrakteres Vokabular, das Körperbetonte und die Kleider eng spannte: Das Oberflächenspiel war das Ziel. In Opposition dazu massen einige Architekturschaffende dem konstruktiven Witterungsschutz und damit der baulichen Gliederung wieder mehr Gewicht bei und haben die Tektonik auf den (vorfabrizierten) Holztafelbau übertragen.
Werkstoffplatten oder Schnittholz?
Wie sehen die Experimente von damals heute aus? Vorneweg: Eine Ikone des Holzbaus, das Gartenhaus in Bottmingen von Herzog & de Meuron mit seinem Knick vor dem nahen Baum trägt heute kein Sperrholz mehr. Die verleimten Holzschichten haben den Zeitenlauf nicht überstanden. Die jetzigen Bewohnenden wollen es nicht fotografiert sehen. Auch bei Dreischichtplatten sind nach rund zwanzig Jahren an exponierten Stellen Abplatzungen festzustellen, im Unterschied zu den gut patinierten Fassaden aus Schnittholz. Deshalb haben wir zu Konstruktion und Holzart hier eine grosse Breite versammelt: Vom Lättlikleid über die tektonische Fügung bis zum Schirm aus Holzwerkstoffplatten oder Schindeln. Gemeinsam ist ihnen ihre mehr oder weniger naturbelassene Holzoberfläche. Um dem Bilderreigen eine gewisse Kohärenz zu verleihen und die Auswahl einzugrenzen haben wir auf die Ikonen aus Graubünden verzichtet. Das sonnige und trockene Klima der Berge hat sie längst zu braungebrannten Testimonials gemacht. Stattdessen haben wir die Auswahl auf das Mittelland konzentriert. Dort hat das Holz nun je nach Exposition und Einbauhöhe eine ganz unterschiedliche Verwitterung erfahren. Der «fotooxidative Abbau des Lignins und anderer Inhaltsstoffe» hat zu vergilben oder vergrauen geführt. Niederschläge lassen an der Oberfläche das Linienspiel der Holzstruktur hervortreten – von einem Reiz, der keine Hand davon abhält, sie zu berühren. Bereichsweise wachsen aber auch graue Myzelgeflechte oder Moose.
Holz streckt sich und reckt sich
Ausser bei der oben genannten Ausnahme, sind ansonsten noch nirgends Holzelemente ausgewechselt, selbst die eigens geplanten Verschleissteile nicht (beispielsweise Holzfachschule Biel). Teils stehen einige Gebäude aber kurz davor, oder Fachleute nahmen bereits einen Augenschein (beispielsweise Kantonsschule Wil). Hier sind stark beanspruchte Stellen wie der Witterungsschutz (ohne Blech) aus geschuppt liegenden Holzbrettern. Deren Enden recken sich bereits stark in die Höhe. Doch selbst hier winkt der Holzbauer ab, und der Verwalter der Kantonsschule verweist stolz auf die seit 25 Jahren unterhaltsfreie Holzkonstruktion. Nur im Freiraum der Schule mussten einige Bäume mehr angepflanzt werden, damit die Sommerhitze auszuhalten ist – aber die Architektur hat Bestand. — rz





































In der Fotoserie Kolorit im Wohnblockquartier wird die in den Jahren 1972 bis 1981 entstandene Siedlung Wilen in der Stadt St. Gallen interpretiert. Bei dieser verbinden sich die Baukörper von Architekt Willi Schuchter, mit der auffälligen Farbgestaltung des Künstlers Walter Burger zu einer spannungsvollen Einheit.
In fahlem Winterlicht, welches kaum Schatten wirft, bei Schnee fotografiert, zeigen sich die Bauten als fast abstraktes Spiel von Farbflächen. Der weisse Himmel und die Schneeflächen wirken als gleichwertige Grautöne in der Bildkomposition mit und verstärken das graphische Farbenmuster. Die Wege, einzelne Äste oder ganze schneebedeckte Bäume sind als weitgehend abstrakte Bildelemente Teil der Komposition. Die Bewohner selbst und die Niederschrift ihres Lebens im und am Gebäude erscheinen nur in Details. Mit Ausnahme eines Bildes wird die Frontalansicht vermieden, wobei auch bei diesem aufgrund des Kamerastandpunktes und gewählter Brennweite des Objektives perspektivische Verjüngungen wirken, und schafft so eine starke Spannung zwischen farbiger Flächigkeit und skulptural räumlicher Wirkung.
Die fotografische, künstlerische Interpretation kann als Radikalisierung des baukünstlerischen Ansatzes verstanden werden, schafft aber darüber hinausgehend neue bildkünstlerische Realitäten.
Sandro Steudler, Künstler und Kurator Kunstraum luke




























































Die Dokumentation von Industriebauten, in welchen Grundstoffe für das Bauen (Kies und Sand) aufbereitet werden, begann im Jahr 2008. In dieser wachsenden Sammlung zeigen sich orts- und regionalspezifische architektonische Lösungen, welche nicht die Handschrift eines Architekten aufweisen, aber in ihrer Formfindung und Materialisierung höchst originell sein können oder auch durch Beiläufigkeit und Unaufgeregtheit wirken. Viele dieser Bauten weisen eine ganz eigene, staubige Patina auf und erhalten durch den gewählten Blickpunkt eine beinahe skulpturale Wirkung. Einige dieser Bauten sind bereits verschwunden oder werden dies bald sein. Die Sammlung ist so auch ein industriearchäeologisches Archiv.

































Die Fotoarbeit «Starker Ausdruck, sanftes Licht» wurde beim EWZ Selection Swiss Photo Award, 2013 in der Kategorie Architektur ausgezeichnet.
Die Bildreihe über das Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen meisterhaft kontrollierten und ausgewogenen Raumproportionen, in einem starken konstruktiven und tektonischen Ausdruck sowie einer poetisch sanften Entfaltung von Licht und Farbe. Diese ur-architektonischen Themen werden in den Fotografien zur Geltung gebracht.








































































































Die dreibändige Publikation zu Staufer & Hasler Architekten aus Frauenfeld dokumentiert den aktuellen Stand der breit gefächerten Arbeit des Büros.
Der erste Band widmet sich der Theorie, der Forschungstätigkeit von Astrid Staufer über den Mailänder Architekten Luigi Caccia Dominioni und von Thomas Hasler über den deutschen Kirchenbauer Rudolph Schwarz. In Aufsätzen und in einem Interview werden die Hintergründe ihrer Auseinandersetzung mit Architektur beleuchtet.
Der zweite Band konzentriert sich auf ihre Lehrtätigkeit an der ETH Zürich und der EPF Lausanne. Im Fokus steht die Methode der vergleichenden Projektentwicklung – des „simultanen Entwerfens“ -, bei der die Wechselwirkung von Zeichnungs-, Modell- und Textarbeit gefördert wird.
Schliesslich präsentiert der umfangreichste, dritte Band die bauliche Tätigkeit des Büros. Die Projekte sind nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet, wodurch zusammen mit dem Versuch einer theoretischen Einordnung des Werkes ein Bezug zu den ersten beiden Bänden hergestellt wird.
Deutsch / Englisch, 460 Seiten, über 700 Abbildungen, 18 x 27 cm, 3 Bände im Schuber, Broschur
ISBN: 978-3-7212-0661-6
Erschienen: 2009
Mit Textbeiträgen von Gian-Marco Jenatsch, Astrid Staufer und Thomas Hasler sowie Fotografien von Roland Bernath und Heinrich Helfenstein.













